Erster Tag

Posted Juli 11th, 2008 by Steff

Tag 1

Gerädert wache ich auf. Mitten in der Nacht war’s schon hell, da die Absteige auch keine dunklen Vorhänge hat. Daher war ich seit 4:15 Uhr ständig wach. Als es dann endlich spät genug ist um aufzustehen, springen wir erst mal in die Dusche. Wir haben auch schon Freunde gefunden: viele kleine Ameisen haben die Nacht mit uns geteilt und krabbeln in der dreckigen Wäsche rum. Sachen packen und ab dafür … ohne Frühstück.
Los geht’s grob Richtung Oslo. Wir fahren eine Tanke an und ich muss feststellen, dass die beschissene PIN für die beschissene Visa Karte nicht funktioniert. Zum Glück kann man auch unterschreiben. Im Kiwi-Supermarkt nebenan kaufen wir alles für ein Mini Picknick: 4 Brötchen, Frischkäse, Schinken. Dann geht’s weiter.
Die Landschaft ist schon hier genial. überall kleine Holzhäuser, die kreuz und quer auf Hängen stehen. Die Hänge sind im Endeffekt riesige Steinhaufen mit einer nicht immer durchgängigen Schicht Erde.
Wir wollen gen Birkeland, genauer nach Nyhus, weil’s da einen Wasserfall gibt. Auf halber Strecke kommen wir über eine Brücke mit einem hübschen Miniwasserfall und beschliessen zu halten um zu frühstücken. Im Nieselregen futtern wir unsere Brötchen. Die Norweger halten uns wahrscheinlich für bekloppt.
Nyhus finden wir nicht wirklich, aber in Birkeland ist immerhin ein kleiner Wasserfall … Wir beschliessen, dass das wohl der Wasserfall ist, der auf der Karte bei Nyhus eingezeichnet ist, weil wir wirklich keinen anderen finden konnten. Auch wenn wir nicht wissen, was so ein kleiner Wasserfall auf der Karte verloren hat.
Jetzt machen wir uns auf nach Herefoss. Dort verlassen wir die orange Strasse, um auf eine gelbe zu fahren die uns nach Mjavatn führen soll; was wir anfangs nicht ganz glauben. Gelbe Strassen würden bei uns wahrscheinlich nicht mal auf einer Karte verzeichnet sein. Teilweise asphaltiert, immer mit einer dicken Schicht Rollsplitt, vielen Schlaglöchern und eher einspurig denn zweispurig. Erst überlegen wir noch halbherzig umzudrehen, aber eher um uns rückzuversichern dass der andere keinen Anfall kriegt wenn wir uns jetzt hemmungslos verfahren.
Was für eine Gegend. Die schroffen, dicht besiedelten Hänge verschwinden um einer moorigen Waldlandschaft Platz zu machen, die immer wieder krasse Steinformationen und kleine Seen mit Inselchen zum Vorschein kommen lässt. Die Erde ist hier teilweise schwarz und die Pflanzen krautig. Immer wieder sind Miniaturwasserfälle zu sehen. Ich würde am Liebsten hinter jeder Kurve halt machen um zu fotografieren. Oder um mich in die nicht vorhandene Hängematte zu hauen und einfach nur zu gucken.
Micha ist leider nicht so fit, er ist noch gerädert von der Fähre. Leicht übel ist ihm auch. Daher gebe ich mir Mühe nicht allzu oft zu nerven um ihn zu bitten anzuhalten.
Eigentlich wollten wir ja nach Boylefoss, um einen weiteren Wasserfall zu besichtigen, aber wir sind ohne es zu merken dran vorbei gebrettert. Wahrscheinlich hat der Hagel der plötzlich auf den armen kleinen Jimny einschlug uns ein wenig abgelenkt. Das Wetter schwankt halbstündlich von sonnig nach bewölkt zu gewittrig mit Hagel. Teilweise kommen sintflutartige Regenfälle runter, und 2 km weiter sind die Strassen knochentrocken und die Sonne scheint.
Wir fahren bei Tvedestrand auf die E18 und wechseln die Plätze. Ab hier ist die Strecke unspektakulär. Zwischendurch ein kleiner Tunnel, 3 Mal müssen wir Maut zahlen … die Euphorie ist gross wenn man mal 100 fahren darf.
Interessant ist die unkomplizierte Verkehrsführung. Nach den Mautstationen wird von 6 oder 8 auf 2 Spuren reduziert, ohne irgendwelche Markierungen oder Vorfahrtsregeln. Trotzdem klappt alles reibungslos. In Deutschland undenkbar!
Als wir endlich in Oslo ankommen, ist schon 17:00 durch und heftigster Berufsverkehr. Wir hatten uns die Sache zu einfach vorgestellt: Einfach in die Innenstadt, da wird ja wohl irgendwann der Vigelandpark ausgeschildert sein, und von dort ist die Villa gut zu finden. Na von wegen. Völlig entnervt kommen wir nach eineinhalb Stunden endlich an der Villa an. Micha hat navigiert und ich wiederholt gegen die Strassenverkehrsordnung verstossen.
Wir packen kurz die Klamotten aus, begutachten das Zimmer (hübsch!) und machen uns auf um was zu essen. Wir haben ausser den Brötchen am Morgen und einer Waffel am Mittag nix mehr gegessen. Müde fragen wir uns durch, und finden freundliche Hilfe bei einem Studenten, der noch extra seinen Kumpel anruft um zu fragen wo wir hingehen können. Der ist leider nicht erreichbar aber er weist uns grob in die richtige Richtung; wir finden einen Mäkkes. Für 123 Kronen holen wir uns n BigMäc Menü und einen Irgendwas-Hamburger … ganz schön teuer … dafür gab es aber einen Cheeseburger gratis. Ausserdem ist uns das momentan eh egal – wir haben schon halb neun.
Vollgefuttert schleifen wir uns zurück zur Villa. Ich spring noch unter die Dusche und dann ins Bett. Viel lese ich an diesem Abend nicht mehr, der Tag war lang genug.

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