Tag 7
Letzter Tag in Tokyo! Wie krass! Es ist unfassbar, wie irre lang und doch wieder unglaublich kurz einem eine Woche vorkommen kann!
Wir fahren nach einem letzten Starbucks Frühstück nach Shinjuku und suchen das Tokyo Metropolitan Building, also die Stadtverwaltung. Hier werden wir unsere Guides treffen, denn wir haben eine Touristen-Tour durch einen Randbezirk von Tokyo gebucht: Tour Nummer 6. Diese Touren werden von Freiwilligen geführt und kosten fast nichts. Klang interessant.
Bevor es aber soweit ist, suchen wir erst mal das Gebäude … und sehen endlich! Wolkenkratzer von Nahem! Juhuu! So hab ich mir das vorstellt … was für ein irres Gefühl, zwischen diesen Monsterhäusern in den Himmel zu sehen! Vor lauter Staunen remple ich ein paar Tokyoter Businessleute um, die mir Gaijin stirnrunzelnd verzeihen als sie meinen euphosichen Gesichtsausdruck sehen.
Endlich finden wir das Gebäude, das praktischerweise in jedem seiner beiden Türme eine kostenlose Aussichtsetage oben hat, und fahren auf die Aussichtsebene des einen Turms. Die Aussicht ist der helle Wahnsinn. Zwar konnten wirs vom Tokyo Tower schon erahnen, wie groß Toko wirklich ist … aber erst jetzt glauben wir es wirklich. In alle vier Himmelsrichtungen sieht man nur Stadt. Hie und da mal ein größerer Park, ein richtig großer direkt in Spuckweite, aber sonst … nur Beton. Wie kleine Inselchen sieht man vereinzelt Wolkenkratzer herausragen. Aber im Grunde ist Tokyo erstaunlich niedrig gebaut.
Als wir genug gestaunt haben, wechseln wir in die Plattform des anderen Turms. Hier ist ein Cafe, in dem wir es uns gemütlich machen. Da es bis zu unserer Tour nicht mehr so lang hin ist, legen wir eine Erholungspause ein; uns beiden geht langsam der Saft aus.
Dann ist es soweit, und wir gehen runter ins Erdgeschoss. Dort stellen wir fest, daß unsere Guides zwei Damen im besten Rentenalter sind. Eine andere Gruppe macht die selbe Tour: die besteht auch aus zwei Guides (ein Herr und eine Dame) und einem Teilnehmer. Intensivbetreuung sozusagen. Wir müssen lachen … wir beide senken den Altersschnitt enorm. Aber unsere Guides gucken genauso irritiert, so junge Leute haben die scheinbar nicht oft. Neugierig werden wir gefragt, ob wir ein Paar sind. Die Irritation ist groß als wir das verneinen und ich von meinem Ehemann erzähle … das gibt Gesprächsstoff in der nächsten Weiberrunde … !
Wir ziehen los. Ich mache die Ladies darauf aufmerksam, daß ich humple und die bitte langsam machen sollen. Klar, kein Problem, sagen sie … und rennen davon. „Wir sind ja eh alt, wir machen schon langsam“ … ja ne ist klar. Dann scheißt mir noch ein Vogel auf den Kopf, und mein Tag ist gerettet. Bert lacht sich nen Ast, als eine sehr bemühte Reiseführerin mir den Kopf putzt.
Hatte ich schon erwähnt, daß diese rüstigen Rentner allesamt deutsch sprechen? So zum Spaß quasi. Und gar nicht mal schlecht!
Wir steigen in die Bahn, und fahren an Mitaka vorbei in eine Vorort. Dort führen uns die Guides in einen kleinen Park. Sehr hübsch. Leider blüht grad fast nix. Aber der kleine Bambuswald gefällt mir besonders. Wir lernen unsere Guides ein wenig näher kennen und stellen fest, daß das ne echte Partytruppe ist … immer gut für nen Scherz, immer ein flotter Spruch auf den Lippen.
Als die geplante Zeit für den Park um ist, werden wir weitergescheucht. Wir sehen ein paar Schreine und Tempel, latschen durch glühend heiße Wohngegenden, kippen Flaschenweise Isodrinks in uns rein, und werden immer wieder ermahnt, doch endlich aufzuschließen. Die Zeit für die Tour ist knapp bemessen, denn um exakt 4 Uhr müssen die Fragebögen abgegeben werden … !
Ja ne, is klar. Als wir die geplante Pause machen, versorge ich meinen Fuß mit einem neuen Schmerzpflaster … jetzt klappts auch mit dem Laufen wieder besser. Ich bekomme 2 Minuten gestattet um mir in Holz geschnitzte Drachen anzusehen. Dann gehts wieder weiter, und viel zu schnell ist die Tour rum.
Es war echt lustig mit den Alten, der Oberhammer war der Herr der dabei war … der hat uns ne Menge über das Rheinland erzählt, der kennt unsere Heimat besser als wir selbst. Der hat uns von Weinanbaugebieten, vom Drachenfels und von Beethoven erzählt. Aber das Biermuseum und die Spießbratenbrötchen kennt er noch nicht, und so lade ich ihn ein anzurufen, wenn er mal wieder da ist. Er notiert sich unsere Nummern … ich bin mal gespannt ob er sich melden wird.
Die Guides fahren wieder zurück, und wir versuchen erfolglos nen gescheiten Laden zu finden, in dem wir was essen können. Wir landen in ner amerikanischen Kette … wir hatten keine Lust auf undefinierbar fettiges irgendwas. Wir essen gut, sogar mit Nachtisch, und bestellen die Getränke der Farbe nach. Vollgefressen und müde fahren wir wieder ins Hotel zurück.
Diesen abend gehen wir endlich mal aus, auch wenns nur ne Bar zwei Häuser weiter ist. Die bisherigen abende waren wir immer zu müde gewesen, noch großartig was zu unternehmen. Oder zu fußlahm. Meistens beides. Aber an unserem letzten Abend gönnen wir uns ein, zwei Cocktails, gucken die Blues Brothers die an die Wand gebeamt werden, und bedauern daß wir schon zurück müssen. Auch wenn ich mich ziemlich freue, endlich nicht mehr laufen zu müssen, meinen Fuß abschwellen zu lassen, mein Wasserbett und (viel wichtiger) meinen Michel wiederzuhaben …