Tag 12
Ich war mal wieder ständig wach, weils im abgefuckten Norwegen im Sommer ja nicht dunkel wird. Das nächste Mal werde ich mir so ne Augenbrille mitnehmen, so eine wie die versnobten Tussen in amerikanischen Spielfilmen aus den achtzigern immer auf der Rübe haben. Vielleicht wurden die ganzen Filme in Wirklichkeit in Norge gedreht …
Jedenfalls kommen wir beide nicht aus dem Quark und verpennen ordentlich. Der Wecker ist schnell deaktiviert und dann vergessen. Gegen zehn stehen wir dann doch wiederwillig auf. Irgendwie sind unsere Organismen im Erholungsmodus und wollen nur noch Relaxen.
Wir frühstücken gemütlich und fahren dann zum Mineralienpark, der in Spuckweite vom Campingplatz liegt. Naja jedenfalls fast. Erst schlendern wir ein wenig durch den Park und sehen uns die Steine und Statuen an. Von Kitsch bis Kommerz ist alles dabei. Dann gehen wir rein und schauen uns im Verkaufsraum um. Teilweise sind sehr schöne und sehr unbezahlbare Dinge dabei. Ich muss mich zurückhalten nicht immer „haben will“ zu rufen, denn diese Dinger enden eh nur als Staubfänger, werden von den Katzen zerschmettert oder im Büro geklaut.
Die Ausstellung, die es dort gibt, wollen wir eigentlich erst nicht besuchen, da es so aussieht, als wenn es nur auf Overheadfolie gedruckte Din A 4 Seiten in flackernden Schaukästen gibt. Die Tante am Eingang versichert uns aber enthusiastisch, dass es dort viel mehr zu sehen gibt und wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen werden.
Also blecht Micha die 80 NOK pro Nase, und ich schraub noch schnell die Sonnenbrille von der Canon runter.
Die Höhle ist angenehm temperiert, kühler als draussen aber nicht so sehr dass man friert. Die Frau hatte Recht gehabt, hier gibt es eine Menge zu bestaunen und bewundern. Eineinhalb Stunden lang bewundern wir bizarre Kristalle, entdecken Gips in ganz neuen Formen und bestaunen aberwitzige Kunstwerke durchgeknallter Chinesen. Später erzählt uns die Frau, dass im Jahr 10 von den Jade Schalen produziert werden, aber nur eine fertiggestellt wird, weil die anderen beim Bearbeiten zerbrechen. Die werden schon ein nettes Sümmchen kosten.
Ich fotografiere jeden dritten Stein und fühle mich wie ein durchgeknallter Paparazzi. Aber die Dinger sehen einfach zu cool aus. Hätte ich eine Vitrine zu Hause, würde ich sowas da reinstellen. Micha mag die Pyrite am liebsten, aus denen Quadrate rauswachsen.
Danach ist es schon wieder früher nachmittag. Wir beschliessen, diesmal keiner raffgierigen Kafeteria Kohle in den Hals zu schmeissen, sondern uns im Supermarkt was zu kaufen und das auf dem Campingplatz warmzumachen. Wir entscheiden uns für eine leckere TK-Pizza.
Auf dem Campingplatz hauen wir dieselbe in den Ofen und spielen Solitär bis sie fertig ist. Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen haben überfällt uns wieder die Urlaubsmüdigkeit und wir beschliessen eine Weile abzuhängen und nix zu machen. Die Sonne brezelt wie irre und es ist sowieso zu warm und zu hell um gemütlich irgendwo hin zu fahren (reden wir uns ein weil wir einfach keinen Bock haben). Micha zählt ne halbe Stunde lang die Holzbalken bevor er wegpennt. Ich les ne dreiviertel Stunde lang n Buch bevor ich wegpenne.
Später als geplant wachen wir wieder auf. Wir besorgen uns noch ein Eis in der Stadt und beschliessen, heute einfach nur Urlaub zu machen. Die letzten Tage hatten wir genug Programm.
Abends gehen wir noch ne Runde an den Fluss spazieren und versuchen Steine zu flitschen. Ausserdem plätten wir noch ne Wassermelone und gehen Duschen. Das wären dann so die Highlights. Sehr schön fauler Tag war das …