Tag 4
Ziemlich erholt wachen wir morgens auf. Zwar musste Micha nachts mal raus und die Heizung runterdrehen, weil wir sonst wahrscheinlich morgens gegrillt gewesen wären, aber ansonsten war es eine erfreulich ruhige Nacht. Das Licht nervt zwar immer noch ein wenig, aber die nächste Nacht haben wir uns bestimmt dran gewöhnt …
Der Morgen ist strahlend hell, ein makelloser hellblauer Himmel schreit uns förmlich an. Absolutes Traumwetter. Besser geht es gar nicht mehr. Die Sonne brennt aber der Wind ist kühl. Echt perfekt!
Beim Frühstück (das erfreulich gut ist, sogar mit Ei!) lernen wir einen norwegischen Lehrer kennen, der hier mit seinen Kollegen auf Besuch in einer anderen Schule ist. In der Zwischenzeit unterrichten zu Hause die Eltern. Die Schule hier in Gol hat einen Preis für Computer gestützen Unterricht bekommen, und er und die anderen wollen von dieser Schule lernen. Unfassbar.
Er erzählt ausserdem, dass sein Heimatort 500 Einwohner hat. Die Schule hat satte 50 Schüler. Von den 500 Einwohnern sind 43 in einer Brassband, die letztes Jahr bei einem Contest (der erste den sie mitgemacht haben, nahe Oslo) haufenweise Preise abgesahnt hat. Und von den 50 Schülern sind 24 in der Schulband. Irgendwie habe ich Schwierigkeiten, mich in sein Leben hineinzuversetzen, es unterscheidet sich einfach zu stark von meinem. Trotzdem oder gerade deswegen find ich das ziemlich interessant. Beeindruckend ist, dass sich sowohl Eltern als auch Lehrer so für die Kinder ins Zeug legen. So sollte es eigentlich überall sein.
Nach dem Frühstück geht es Richtung Fla (mit Kringel über dem a, was soviel bedeutet wie Flaa und Flo ausgesprochen wird … is klar, ne?). Eigentlich wollen wir von hier Richtung Hedal, aber wir finden die richtige rote Strasse einfach nicht. Die alten Säcke die wir fragen können leider keine Sprache die wir beherrschen. Mit Händen und Füssen erklären sie uns etwas; ich nicke und sage „Tak Tak“ … und bin mir überhaupt nicht sicher was die wollten. Das was ich verstanden hab klingt zu unwahrscheinlich. Wir fahren zurück nach Fla und fragen noch mal nach, und erfahren, dass die Strasse die wir nehmen wollten gesperrt ist und wir 15 km in die andere Richtung fahren sollen um eine andere rote Strasse zu nehmen. Hatten die alten Säcke wohl doch recht, hab ich denen nur nicht geglaubt … Jedenfalls finden wir auch diese andere rote Strasse nicht (und stehen plötzlich vor einer Schranke wie sie sonst Parkplätzen steht, nur dass man hier umgerechnet 6 € einwerfen soll, um die nicht asphaltierte Schotterpiste ins NICHTS und OHNE SCHILD weiterfahren zu dürfen), und drehen schliesslich um.
In Flo besuchen wir einen Bärenpark. Es ist 12 Uhr und wir beschliessen, bis 14 Uhr im Park abzuhängen, und die Fütterung abzuwarten. Der Park ist nicht gross, aber wirklich lohnend. Es gibt ein paar Bären, auch 2 kleine Bärenkinder von 4 Monaten sind dabei. Wir beobachten ein paar eindrucksvolle und niedliche Szenen mit diversen Bären. Micha versucht ein wildes norwegisches Werkaninchen mit einem alten Apfel anzulocken. Der Mümmelmann ist not amused. Die Elche sind der Hammer. Zwar was klein (na ja für Elche jedenfalls), aber das Weibchen ist sehr zutraulich. Wir erfahren später, dass sie mit 3 Wochen in den Park kam und von Hand aufgezogen wurde. Daher ist die Kuh sehr zahm. Sie schnüffelt an uns rum und ich kriege mein ersehntes „Steffi-knutscht-Elch-oder-andersrum“-Foto!
Die Fütterung der Bäre ist wirklich lustig, die fressen Berliner und Puddingteilchen und finden äpfel blöd. Ich glaub ich bin ein Bär! Die Elche haben keinen Hunger mehr, weil die vorher schon frisches Blattzeug bekommen haben uns satt sind.
Inzwischen ist es schon fast vier und wir sterben vor Hunger. Wir fahren zurück nach Gol und hauen rein: Steak mit Kartoffel. Das tut echt gut. Wir sitzen futternd in der Sonne und kriegen einen leichten Sonnenbrand.
Jetzt wollen wir noch ein bisschen Sightseeing fahren. Die Gegend hier ist schön, und wir wollen die Gelegenheit nutzen, noch ein paar Postkartenmotive vor die Linse zu kriegen. Inzwischen ist es leider was diesig geworden, was das Fotografieren nicht leichter macht.
Wir machen uns auf, um eine bestimmte rote Strasse zu finden, und finden eine unbestimmte andere rote Strasse. Micha meint, das liegt daran, dass wir noch immer keinen Troll gekauft haben … ICH wollte ja schon in OSLO einen kaufen, aber Micha meinte, die sind da bestimmt zu teuer weil Touristengebiet und so … *mit-den-Augen-roll* Jedenfalls kurven wir die Berge hoch durch eine völlig abgespacte Gegend völlig abgefuckte Strassen entlang. Hier sehen wir auch unsere erste Trollfamilie am Strassenrand. Sind grösser als ich gedacht hätte …
Wir kurven weiter ziemlich planlos auf namenlosen Bergen rum. Plötzlich endet die „Strasse“ unerwartet vor der Garage eines zum Glück nicht anwesenden Norwegers … leicht errötend und schallend lachend wenden wir und fahren wieder zurück, aufmerksam beobachtet von einem der Nachbarn.
Letztendlich geben wir auch hier die Suche nach dem „richtigen“ Weg auf, denn der falsche hat mindestens so viel Spass gemacht. Scheiss Grammatik.
Abends treffen wir noch Nils, den IT Fuzzi des Motels, der uns immerhin lang genug ne Internet Verbindung verschafft, dass ich mein Elchfoto per Mail schicken kann.