Herstellung von Pappmaché

Posted August 26th, 2009 by Steff

Die Herstellung von Pappmaché richtet sich ein wenig nach der „Ernsthaftigkeit“ des ambitionierten Hobbykünstlers. Man kann wenig Aufwand treiben oder viel …
Die leichte Variante (Zeitungsstreifen mit Kleister kleben) beschreib ich hier mal nicht. Das könnt ihr euch überall ergoogeln.
Da meine Werke stabiler sein sollten, habe ich einigen Aufwand getrieben. Dadurch ist das Pappmaché aber auch besser zu verarbeiten und betonhart wenn es trocken ist!

Hier also das „Rezept“ und die Anleitung!

Material zum Pappmaché „kochen“:

  • Viele viele Eierkartons, und ein paar alte Zeitungen (keine Werbung oder andere „glatte“ Zeitungspapiere wie Zeitschriften etc)
  • einen alten Eimer
  • einen alten Kochlöffel
  • einen alten Stabmixer
  • ein altes Küchenhandtuch
  • ein altes Küchensieb

Alt deshalb, weil der Kram nachher schwarz von Druckerfarbe ist!
Essen möchte man damit nicht mehr zubereiten!

Ich hatte ungefähr ein Verhältnis von 2:1 was Eierkartons und Zeitung angeht. Eierkartons machen das Pappmaché härter als Zeitungspapier allein. Und die Pulpe wird lustig bunt, je nach Eierkartonfarbe … :D

Vorbereitung:

  • schon mal den Wasserkocher anmachen
  • Eierkartons grob zerrupfen, Etiketten vorher abmachen und aussortieren
  • Zeitung grob zerreißen
  • alles in den Eimer schmeißen und kochendes Wasser drüber kippen bis alle Schnipsel bedeckt sind
  • gut mit dem Kochlöffel durchrühren und eine gute Stunde stehen lassen
  • jetzt mit dem Stabmixer durchgehen, bis die Papierschnipsel zu einer homogenen Pulpe geworden sind
  • gegebenenfalls noch Wasser hinzufügen beim Mixen
  • nun Pulpe in das alte Küchenhandtuch geben (ich mach das Küchenhandtuch immer in ein altes Plastiksieb rein und gebe kellenweise Pulpe in das Tuch)
  • die Zipfel des Handtuchs zusammenzwirbeln und die Pulpe mit steigender Kraft ordentlich auswringen
  • die gepreßte Pulpe wieder grob auseinanderbröseln und in einem alten Karton ausbreiten und trocknen lassen (oder im Backofen bei 50°C)

Vorsicht, das Zeug fängt an zu gammeln wenn es zu langsam trocknet. Also regelmäßig wenden und für ausreichende Belüftung sorgen!
Tip!
Wenn man mag, kann man das getrocknete Pappgebrösel danach noch durch einen kleinen Mixer jagen (sofern man den wie ich eh nie zum Kochen braucht). Das staubt zwar ziemlich, aber ist die Mühe wert – dadurch wird das Material viel feiner (fast wie Wolle), und läßt sich grad für detailgetreuere Werke besser verarbeiten!

Herstellung des eigentlichen Pappmaché:
Material:

  • Vorbereitete Pappmaché „Wolle“
  • Tapetenkleister
  • ne Schüssel
  • optional Nelkenöl (damit es beim langsamen Trocknen nicht zu gammeln anfängt)

Und so geht’s:

  • Kleister sehr dick ansetzen, deutlich dicker als zum Tapezieren, und mindestens 30 Minuten quellen lassen
  • ein paar Eßlöffel Kleister in eine Schüssel geben und mit ein paar Tropfen Nelkenöl vermischen
  • einen ordentlichen Haufen Pappmaché-Wolle dazu geben
  • mit den Händen verkneten und Eßlöffel-weise Kleister hinzufügen
  • ordentlich durchkneten bis man einen guten Ball Pappmaché-Knete hat

Die Konsistenz sollte feucht genug sein, daß alles gut durchweicht ist und sich ordentlich formen läßt. Aber nicht zu naß machen, denn sonst schrumpelt es beim Trocknen zu stark. Da muß man sich ein wenig auf sein Bauchgefühl verlassen.
Man kann das prima in einer Plastiktüte im Kühlschrank für einige Tage aufbewahren.

12 Responses to “Herstellung von Pappmaché”

  1. Steff

    Muss man nicht… aber so kann man es aufbewahren und auf Vorrat herstellen.

  2. Hanna Schmuki

    Hallo Steff

    Ich habe heute Deine Anleitung gelesen. Warum muss man die Pulpe zuerst trocken und dann wieder nass machen? Kann man da einen Arbeitsgang nicht sparen ? MfG Hanna

  3. Monika

    Hallo und vielen lieben Dank für dieses Rezept, was ja ganz und gar von den anderen im Net abweicht. Ich habe schon mit Pulpe gearbeitet und wundere mich nun, warum das Werk nicht trocknen will. Mein dafür verwendetes Rezepte für die Masse weicht ganz schön von dem diesigen ab, man lernt nie aus. Neuer Versuch :-)

  4. Steff

    Hallo, ich denke du hast entweder zu viel Flüssigkeit in der Masse gehabt, zu schnell getrocknet oder zu dicke Schichten auf ein mal gemacht.
    Am besten arbeitet man mehrlagig und lässt das Kunstwerk immer wieder trocknen. So wird es schon ziemlich glatt, zumindest glatt genug, dass man es schmirgeln könnte.

  5. Oliver

    Hallo Steff,
    habe mich sehr über die ausführliche und „ernsthafte“ Anleitung gefreut. Ich habe sogar bis hin zum Mixer alles nachgemacht – vor allem weil ich das Gefühl hatte, dass die Papierbrösel nach dem Trocknen steinhart wurden und sich entsprechend schwer wieder auflösten als der Kleister ins Spiel kam…

    Durch das Mixen wurden die Brösel zwar extrem „fluffig“ allerdings wurde selbst hier durch Zugabe von Kleister keine fein modellierbare Masse draus. Nach dem Trocknen sah mein Kasperle-Kopf aus wie ein Zombie mit Akne (knubbelige Oberfläche). Wo habe ich evtl. etwas falsch gemacht? Kann es z.B. auch am Kleister liegen? Wird das Pappmaché nach Deiner Methode überhaupt ganz glatt?

    Würde mich über eine Antwort sehr freuen. Vielen Dank.

    Viele Grüße, Oliver

    P.S.: Bei mir sah sogar alles so aus wie auf Deinen Fotos!! Hast Du auch eins von der fertigen Masse?

  6. Steff

    Hallo,

    ja die Papierbrösel halten sich ewig.
    Das Nelkenöl mache ich immer in den Kleister rein, nicht in die getrocknete Pulpe.
    Es lohnt sich auf jeden Fall einen Vorrat anzulegen, wenn man schon mal dabei ist!

    :-)

    vg
    Steff

  7. Melli

    Hallo – Frage

    die fertige Pulpe mit Kleister lässt sich im Kühlschrank aufbewahren, schreibst du…
    wie lange sind dann die getrockneten Nelken-Pulpebrösel vor der Kleisterzugabe haltbar? Wahrscheinlich ewig….lohnt sich, mehr herzustellen, oder?

  8. Steff

    Es gibt keine Faustregel. Es hängt davon ab, wie feucht die Masse bei der Verarbeitung war und wie trocken und warm der Raum ist in dem das fertige Stück trocknet.
    Wenn man keine grobe Oberfläche haben möchte, sollte man eh in mehreren Schichten arbeiten. Beim Trocknen schrumpelt das Material zusammen, und wenn man viele dünne Schichten macht statt einer sehr dicken kriegt man eine vergleichsweise sehr glatte Oberfläche hin (die dann sogar noch glatt geschmirgelt werden kann wenn man das will). Dicke Schichten produzieren schrumpelige Oberflächen.
    Wenn man eine Schicht nur einen halben cm zB dick macht, kann das nach einem Tag auf der Heizung oder in der Sonne schon trocken sein. Man sieht den Unterschied (das Objekt wird deutlich heller beim Trocknen) und hört ihn auch wenn man mit dem Fingerknöchel draufklopft.
    Meist sind die Objekte die man macht ja hohl, dann kann man wenn es außen trocken ist auch innen die Folie oder was auch immer man als Träger benutzt entfernen (wenn die Form das zuläßt) – so kommt von innen Luft ran und es trocknet schneller komplett durch.
    Wie sagt man so schön – versuch macht kluch. Einfach ausprobieren! :-)

  9. Ahnungsloser

    Und woher weiß man dann wie lange das fertig Werkstück trocknen muss (ich kann mir schon denken, je nach Größe und dicke und Anfangsfeuchtigkeit des Machés, unterschiedlich, aber IRGENDEINE Faustregel o.ä. wäre nett.) oder alternativ auch, ob das Werkstück denn nun komplett (z.B. auch innen!) trocken ist?

  10. Eva

    Vielen Dank für die tolle Anleitung! Habe ewig nach einem „Rezept“ gesucht, mit der man vernünftige Modelliermasse herstellen kann, die hart und schleifabr wird. Wirklich großartig!

  11. Steff

    Vielen Dank für das Lob! :-)

  12. Alexandra

    Endlich mal einen Anleitung mit Anspruch! Herzlichen Dank für diese Mühe!

    Herzliche Grüße,
    Alexandra

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